Allein nach dem Tod

Sie war allein. Allein mit den ganzen NSCs und langsam wurde es ihr wirklich langweilig. Jeden Tag die Schule schwänzen und mindestens einmal in der Woche musste sie etwas anstellen, sonst würde sie verschwinden. Langsam gingen ihr aber die Ideen aus. Naja, es war ja egal.
Vielleicht würde sie irgendwann tatsächlich verschwinden. Aber vielleicht war es auch gar nicht so schlimm, vielleicht war es weniger schlimm als diese ewige Langeweile und dieses Gefühl der einzige Mensch in dieser Welt zu sein.
Seufzend setzte sie sich auf die Treppe und sah der Sonne zu, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwand. Sie war allein.

Sie lag auf einer Teerstraße und hatte überall Schmerzen doch das Einzige, was ihr durch den Kopf ging war wo sie sei und wie sie dort hin gekommen war. Doch dann sah sie ein Mädchen, das gelangweilt auf einer Treppe saß und sie war sich ganz sicher, dass sie ihr weiterhelfen konnte. Vorsichtig stand sie auf, ging zu ihr und tippte sie an.

Sie hörte Schritte. Wieder ein NSC, der mich mit irgendwelchen belanglosen Themen nerven will. Sayu drehte sich um, in der Hoffnung, das ganze schnell zu beenden. Sie hatte kein Interesse an diesen künstlich hergestellten und programmierten Menschen. Hinter ihr stand ein Mädchen mit hellblauen Haaren. Eine auffallende Farbe, aber im 21. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Aber hier schon...stimmt, ich habe noch nie einen NSC mit einer derartig auffallenden Haarfarbe gesehen. Sie haben alle blonde, braune oder schwarze Haare. Zudem trug das Mädchen einige Schrammen auf den Armen und Beinen und ihre Kleidung war dreckig. Ebenfalls ungewöhnlich. Konnte sie ein echter Mensch sein? Aber hier war doch schon so lange keiner mehr gewesen. Die Schwarzhaarige war fest davon überzeugt gewesen, dass diese Welt still stand. Also gab es nun eines, dass sie tun musste. Herausfinden, wer dieses blauhaarige Mädchen war. Und wie ging das am einfachsten? Genau.
"Wer bist du?"

Sie spürte die Schrammen, die von dem kalten Teerboden gekommen sein mussten, und fasste sich an den Kopf:"Habe ich mein Gedächtnis verloren?" Sie sah das Mädchen an und stotterte:" Ich...ich bin...Ellie. Wo bin ich und wer bist du? Wie bin ich hierher gekommen." Während sie auf die Antwort des dunkelhaarigen Mädchens wartete, merkte sie, dass auch ihre Kleidung dreckig war.

"Habe ich mein Gedächtnis verloren?"
Gut möglich, sie wäre nicht die Erste, die sich nicht an ihren Tod erinnert. Falls sie denn Tod war - das war immer noch nicht geklärt. Ein klein wenig misstrauisch musterte sie das Mädchen. Ihren Namen schien sie ja noch zu wissen. Das konnte durchaus vorkommen, aber wer weiß, vielleicht war sie ja auch nur eine neue Art NSC. Wissen konnte man es ja schließlich nicht. Vielleicht hatte derjenige, wer auch immer diese Welt erschaffen hatte, auch einfach wieder ein paar neue Schüler geplant, die denen, die bereits gestorben waren, noch eher ähnelte. Wie hieß es doch?
Die Wege des Herrn sind unergründlich...oder so. Besonders religiös war sie dann doch selbst vor ihrem Tod nicht gewesen.
Was mache ich jetzt mit ihr? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ich behandle sie wie einen NSC und ignoriere sie oder ich behandle sie wie einen Menschen. Das würde bedeuten, ich beantworte ihre Fragen, vertreib mir die Zeit mit ihr und - falls sie ein NSC sein sollte - würde ich verschwinden. Nein, Danke!
Also drehte sich Sayu um und lief zielstrebig die Treppe hinunter.

"Wieso redet sie nicht mit mir? Was hatte ich ihr angetan und wieso rennt sie einfach so weg? Hat sie noch nie ein Mädchen mit hellblauen Haaren gesehen oder Stört sie etwa meine Schleife? Mir kommt alles so komisch vor. Vielleicht bin ich gar nicht in meiner Schule? Wenn ich nur wüsste wem ich vertrauen kann und wer meine Freunde sind! Irgendwer hier wird doch wohl wissen, wer ich bin. Aber ich kann nicht fragen, weil es blöd ist, wenn ich meine Freunde frage, ob sie mich kennen. Nun stehe ich hier ganz alleine und weiß nicht einmal, ob ich gerade Schule schwänze." Ihr schossen tausende gedanken durch den Kopf und sie entschloss sich auf die Treppe zu setzen und zu warten.

Und wenn sie nun doch echt war? Ach was, wie denn auch. Diese Welt stand nun schon so lange still und sie war hier auch genau so lange der einzige echte Mensch gewesen. Es gab einfach keinen Grund, dass sich das von jetzt auf hier einfach so hätte ändern können.
Aber sie sah schon so gar nicht nach einer NSC aus.
Nicht umdrehen!
Mit den NSCs wollte sie nichts am Hut haben. Sie wollte nicht einfach so verschwinden.
Oder?
Was hielt sie hier denn noch? Sie hatte ja niemanden hier.
Vielleicht sollte sie sich einfach geschlagen geben, mit dem Mädchen reden und brav verschwinden.
Nein! Soweit kommt's ganz sicher nicht!
Frustriert lief sie in ihr Zimmer im Wohnheim und warf sich auf's Bett, in der Hoffnung, möglichst sofort einzuschlafen. Tja, leichter gesagt als getan. Zu viele Gedanken kamen ihr in den Sinn.
Und wenn ich doch mal mit ihr rede?

Es passierte nichts. Aie saß schon eine halbe Ewigkeit auf der Treppe und wartete immernoch darauf, dass sie endlich jemand ansprach, aber es kam keiner. "Was soll ich nur machen? Wieso binn ich denn nur so schüchtern? Ich könnte schon lange von hier wieder weg sein, aber ich traue mich nicht Jemanden anzusprechen. Am besten ich mache mich auf die Suche nach idem Mädchen machen. OIch spüre, dass sie mir helfen kann." Sie ging eine Zeit lang düber das Gelände, fand sie aber nicht. Danach legte sie sich erschöpft auf eine Bank und schlief ein.

Next Day

Nach einiger Zeit war sie wohl doch eingeschlafen, denn als sie die Augen aufschlug, schien bereits die Sonne durch ihr Fenster. Sie stand auf, zog sich an und verließ ihr Zimmer. Scheinbar war es noch früh morgens, denn auf den Gängen fand sich niemand.
Was mach ich denn heute den ganzen Tag?
Normalerweise verbrachte sie ihre Zeit damit, zu zeichnen oder die NSCs zu beobachten. Vermutlich würde sie das Selbe heute wieder tun.
In der Schule gab es einen alten Kunstraum, der von den Lehrern nur selten für den Unterricht genutzt wurde. Sie selbst zeichnete jedoch sehr gerne dort, auch gerade weil sie allein sein wollte.
Also ging sie genau dort hin und begann, mit einem Bleistift leichte Linien zu zeichnen.

Als sie wieder aufwachte, bemerkte sie, dass sie bereits fünf stunden geschlafen hatte. Also beschloss sie erst erneut nach dem unbekannten Mädchen aber, wie sie schon vermutet hatte, erfolglos. Mit der Zeit war ihr die Lust vergangen und ihr liefen schon ein paar Tränen über ihr zerkratztes Gesicht. "Was mache ich hier eigentlich? War dieses Mädchen eime Austauschschülerin, die wieder nach Hause gefahren ist? Nein, ich weiß, sie kann mir helfen. Aber wo ist sie?" Ratlos sah sie in den Himmel und dachte darüber nach, wie sie wohl die Unbekannte finden konnte.